Die rote Ampel

Wir trafen die Schönheit in einer Bar in Wiesbaden. Leider war ich nicht der Einzige, der ein Auge auf Sie geworfen hatte. Tarik aus Albanien hatte ebenfalls starkes Interesse bekundet. Die Schöne konnte sich zwischen uns nicht entscheiden. Patt am Dekolleté.

Die Regeln

Ihren Vorschlag, einen Käse vom Hotel Oranien in Wiesbaden unter zwölf Minuten bis zum Bahnhofsvorplatz zu rollen, akzeptierten wir beide. Unterboten Tarik und ich die geforderte Zeit, entschied das Los. Brauchte einer von uns länger als zwölf Minuten, wurde er von seinem Gegner erschossen.

Käse rollen

Käse rollen? In Wiesbaden? Ich sah mich klar im Vorteil. Das gediegene Hotel Oranien kannte ich seit Jahrzehnten wie meine Westentasche, der Streckenverlauf war mir in Fleisch und Blut übergegangen, allerdings vom Auto aus. Die Strecke war 1,7 Km lang. Der Albaner legte 11 Minuten 49 Sekunden vor. Der rund geformte Schafsmilch – Hartkäse aus dem französischen Baskenland war eine Sonderanfertigung und wird nur für Wetten, bei denen es um Leben und Tod geht, hergestellt.

Todeskäse

Gewissermaßen ein Todeskäse. Am Start sorgte leichtes Gefälle für gutes Tempo. Der Käselaib, mit achtzig Zentimetern Durchmesser und sechzehn Zentimeter Breite, lies sich mit meinem Stöckchen gut nach vorne treiben. Zur Unterstützung hatte ich meinen Fanclub mitgebracht. Aymeric, Irmhild, Eberhard, Michael, Gerd, Jürgen, Thomas, Silvia, Arnim, John, Gerhard, Christophe, Sigi und wie sie alle heißen, feuerten mich frenetisch an. Entlang der Strecke ein einziges Okorki-Fahnenmeer. Ich lag gut im Rennen. Leider musste ich kurz vor dem Bahnhofsvorplatz an einer roten Ampel halten. Trotz Schlussspurt schaffte ich es nicht mehr in der geforderten Zeit.

12:08 und aus die Maus

Die Stoppuhr zeigte 12 Minuten und 8 Sekunden für mich. Tarik war 19 Sekunden schneller. Er wartete schon mit entsicherter Pistole. Die Schöne stand etwas abseits. Ich sah zu ihr hinüber, als der Schuss fiel. Sie schien erleichtert. Dann war ich leider tot. Ausgerechnet in Wiesbaden.

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3 Kommentare

  1. Ralf Schnitzler
    30. August 2021
    Antworten

    Ich werde auf der Fahrt nach Spanien , in den Pyrenäen eine Gedenkminute einlegen

  2. Anonymous
    30. August 2021
    Antworten

    Sehr freundlich, aber warum erst in den Pyrenäen?

  3. Ralf Schnitzler
    30. August 2021
    Antworten

    Da bin ich näher am OTORKI

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