14.494 Temposünder gab es 2022 in Lünen. Das war beschämend wenig und ist deutlich ausbaufähig, dachte sich die Stadt und schaffte Willi an. Willi verfügt über eine psychologische und philosophische Grundausbildung. Erworben hat er sein Wissen an der Mindfulness-Akademie in Dortmund-Dorstfeld. Willis Kernkompetenz ist nämlich Achtsamkeit. Dort, wo er steht, ist er ganz bei sich.
Willi wählen
Willi reflektiert sein Innerstes und beobachtet gleichzeitig seine Umwelt. Sein Wunsch ist es, uns zu mehr Achtsamkeit anzuregen. Das gelingt ihm ohne Mühe, denn, wenn wir ihn (Willi) sehen, ist es eh zu spät und wir können einfach gelassen zur Kasse schreiten.
Mit allen Sinnen
Achtsamkeit ist eigentlich eine buddhistische Meditationspraxis. Das Ziel: sich selbst ganz bewusst zu spüren, ohne dabei gedanklich in die Vergangenheit oder die Zukunft abzuschweifen. Übertragen auf den mobilen Achtsamkeits-Willi bedeutet es, dass wir im Auto das Gaspedal mit allen Sinnen wahrnehmen. Willi dokumentiert jede Regung im Automobil, wie es mit unserer inneren und äußeren Gelassenheit bestellt ist. Und da wir Menschen wissen, dass nichts im Leben umsonst ist, teilt Willi uns seine IBAN mit. Unaufdringlich im schmucklosen, neutralen Umschlag erhalten wir die freundliche Aufforderung, die erbrachten Enforcement-Trailer-Taler zu zahlen.
Enforcement-Trailer
Wie die Tageszeitung von der Stadt erfuhr, hat Willi im ersten Monat seiner Achtsamkeitsübungen ein überaus erfreuliches Honorar abgeliefert. Rund 80.000 Euro in einem Monat. Hochgerechnet wird der Enforcement-Trailer pro Jahr rund eine Million Achtsamkeits-Euros einspielen. Das erlaubt dem Kämmerer natürlich etwas mehr Beinfreiheit.
100 Millionen Euro in zehn Jahren
Wenn man Lünen als Stadt der Achtsamkeit ausbauen möchte, kommt man an der Anschaffung von weiteren Blitzer-Anhänger nicht vorbei. Willi war bisher nur auf acht Straßen im Einsatz. Und er ist allein. Im Stadtgebiet Lünen gibt es über 600 Straßen, aber nur einen Willi. Was schlummert da noch für ein Potenzial. Angenommen, Lünen schafft nur 10 weitere Willis an, dann summierte sich das Achtsamkeitshonorar auf 10 Millionen Euro im Jahr. Das macht in 10 Jahren 100 Millionen Euro. Da schlagen die 84.000 Euro für Miete pro Jahr kaum noch zu Buche. Nicht zu vergessen der Caddy, der ja auch im Einsatz ist.
Pro-Kopf-Guthaben statt Pro-Kopf-Verschuldung
Und bei 50 Willis nimmt die Stadt in 10 Jahren 500 Millionen Euro ein. Und das ist bestimmt nur eine erste, vorsichtige Hochrechnung. Damit wäre Lünen 2034 schuldenfrei. Und nicht nur das. Man hätte sogar Guthaben. Keine Pro-Kopf-Verschuldung mehr. Grund- und Gewerbesteuern müssen nicht mehr erhöht werden. Altschuldenschnitt ade. Dann heißt es sogar: Lünen verfügt als einzige Stadt über ein Pro-Kopf-Guthaben. Das kommt uns heute noch nicht über die Lippen und muss geübt werden. Deswegen sollte die Stadt regelmäßig Willis anmieten. Bis ein ganzer Blitzer-Fuhrpark entsteht. Eine Willi-Flotte. Und wenn die Einnahmen dank Willi in völlig astronomische Höhen schießen, kriegen wir sogar noch Geld zurück.
Best Practise
Kann man Willi nicht auch touristisch nutzen? Besuchen Sie Lünen, die Stadt mit den meisten Willis weltweit. Politiker aus dem ganzen Land kommen zu uns und nehmen Lünen als „Best Practice“-Beispiel. Das nennt man nicht Abzocke, sondern modernes Schuldenabbau-Management. Sie wollen ihre Stadt entschulden? Kommen Sie zu uns. Wir nehmen sie mit zu einer kleinen Blitztour ins Glück.
Geistreich, witzig, aktuell, echte Satire!
Vielen Dank!