Frecher Flirt mit Tee

War ich damals krank? Ich weiß es nicht mehr. Auf jeden Fall kehrte ich in den 80ern der Schulmedizin den Rücken zu und lief zur Homöopathie über. In Detmold suchte ich einen klassischen Homöopathen auf. Der meinte, ich dürfe weiterhin alles essen und trinken, nur auf Kaffee und Minze solle ich verzichten, um die Wirkung der Globuli nicht zu behindern. Der Verzicht auf Minze war kein Problem, etwas ärgerlich fand ich, Kaffee zu streichen. Seitdem trinke ich Tee.

 

Paradies-Tee

Zuerst habe ich es mit Paradies Früchtetee aus dem Reformhaus versucht. Wenn ich an das Paradies denke, kommen mir Palmen und Sandstrand in den Sinn. Während ich den Tee schlürfte, konnte ich weder Palmen entdecken, noch erinnerte der geflieste Boden in der Küche an Sandstrand. An exotische Schönheiten, die mir auf dem Balkon in der Hängematte liegend, kühle Getränke in einer halben Kokosnuss kredenzten, kann ich mich auch nicht erinnern. Wo ist das Paradies, ihr Schwätzer!

Doppelkammerbeutel

Enttäuscht habe ich das Homöopathie-Intermezzo nach fünf Jahren für beendet erklärt. Es wollten sich partout keine paradiesischen Zustände einstellen. Seit dieser bitteren Erfahrung trinke ich Schwarztee. Ich bevorzuge einfachen, schwarzen Ostfriesentee.  Ein Doppelkammerbeutel wird 3-4 Mal in die Tasse getaucht und mit dem Teelöffel ausgewrungen. Milch dazu, mit Honig süßen – fertig. Das dauert eine Minute. Tee zelebrieren überlasse ich anderen. Fünf Minuten ziehen lassen, Stövchen, Porzellantässchen, Kandiszucker, extra Teekanne und dann die Sahne von oben links nach unten rechts in die Tasse laufen lassen. Mein Ding ist das nicht.

100 Prozent Assam-Tee

Auf der Packung ist zu lesen, dass es sich um 100 Prozent Assam – Tee handelt. Auf weitere Versprechungen verzichtet man. Das finde ich sehr sympathisch. Ich trinke rund 250 Liter Tee im Jahr. Ostfriesen kommen auf 300 Liter. Sogar die Briten schaffen nur 213 Liter. Ich vermute, dass Großbritannien Ostfriesland beim Tee trinken längst überholt hat, da sich die Hälfte der Bevölkerung wegen des Brexits immer noch mit zusätzlichen Tee-Gelagen beruhigen muss.

»Hol dir Kraft« und »Innere Ruhe«

Leider falle ich immer wieder auf die Versprechungen der Tee-Schlawiner herein. Mit der Sorte „Hol dir Kraft“ finde ich meine innere Mitte  und mir wachsen Flügel, so der Tee-Sprech. Dann wird geraten, die Seele baumeln zu lassen. Dafür schlürfe ich ein Tässchen „Innere Ruhe“. Mit der war es abrupt vorbei, als um 22:30 Uhr der DHL-Paketdienst klingelte.

Frecher Flirt

Verlockend erschien mir die Teesorte „Frecher Flirt“. Auf der Packung guckt mich ein Froschkönig mit seinen Glubschaugen an. Das habe ich dann getestet. Literweise „Frecher Flirt“ getrunken. Schick angezogen, bin ich in die Stadt gegangen und mich dem weiblichen Publikum zu erkennen gegeben. Für einen frechen Flirt war ich offen. Leider  entpuppte sich der Test als einseitige Angelegenheit. Bei dieser Sorte müssen die Tee-Experten noch einmal nacharbeiten. Hiermit schlage ich offiziell vor, die Variante „Frecher Flirt“ in „Latin Lover“ umzubenennen. Die Mischung „Heiße Liebe“ habe gar nicht erst probiert.

Sylter Abendglühen

Im April plane ich einen Kurztrip nach Sylt. Dort trinke ich zu vorgerückter Stunde den Tee „Sylter Abendglühen“. Sollte der Abend nicht glühen, wie versprochen, spüle ich meine Enttäuschung mit Glühwein runter.

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