Groko im Sauseschritt

Die Verwaltung ist personell nicht gerade auf Rosen gebettet. Die Kämmerin hat ihr Zelt im Dortmunder Hafen aufgeschlagen. Eine Nachfolgerin ist nicht in Sicht. Der Kulturdezernent wurde in den Vorruhestand verabschiedet. Nachbesetzung? Fehlanzeige! Zwei von drei Dezernaten (außer dem des Bürgermeisters) sind unbesetzt. Und mit dem dritten Dezernat (Technisches Rathaus) ist die Politik unzufrieden.
  

Entlastungs-Papier

Da sagte sich die Groko: So geht das nicht weiter. Ein Entlastungs-Papier muss her. Es stammt aus der Feder von SPD und CDU. Sie wollen nicht abwarten, bis die vakanten Stellen durch die Verwaltung nachbesetzt werden. Die Groko wünscht, dass das bereits eingeleitete Auswahlverfahren für eine neue Kämmerin wieder gestoppt wird. Hat das nicht schon Geld gekostet? Egal. Vielleicht hat SPD-Groko-Kollege Billeb irgendwo ein Sondervermögen ausgegraben. Wir wissen es (noch) nicht. Außerdem sei es unfair, jetzt noch die Stelle des Kulturdezernenten auszuschreiben, wo man ab November die Dezernate sowieso neu zuschneiden möchte, wird Christoph Tölle, Fraktionsvorsitzender der CDU, in den Ruhr Nachrichten zitiert.

1.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind aus dem
Häuschen

Da ist es am besten, wenn gleich der ganze (Dezernats)- laden auf den Kopf gestellt wird. Jetzt soll der Bürgermeister die Stellen für drei Dezernate, von denen eines komplett neu ist, ausschreiben. Für die Wahl der Dezernenten braucht es nur noch eine klitzekleine 17-köpfige Findungskommission und schon geht es am 1.11.2022 los. Womit, weiß noch keiner so genau. Hauptsache, es geht los. Geschwindigkeit ist keine Hexerei. Die Groko machts möglich. Die 1.000 Verwaltungsmitarbeiter:innen sind jetzt schon aus dem Häuschen, viele bekommen neue Chefs und Chefinnen. Andere kriegen nichts. Der Personalrat ist im Plattenstudio und nimmt gerade einen neuen Lünen-Song auf. Der Refrain ist schon in trockenen Tüchern:

von oben herab – an uns vorbei
so kennen wir nur – die Groko-Partei

 

400.00 Euro für einen guten Zweck

Die Opposition sieht das kritisch. Der Vorschlag eines vierten Dezernates käme zur Unzeit und kostet uns Steuerzahler 400.000 Euro, hat die FDP ausgerechnet. Vielleicht sollten Grüne, GFL und FDP etwas größer denken, dann geht es schon. Lünen hat einen Schuldenberg von 381 Millionen Euro angehäuft. Da fallen 400.000 Euro für eine neue Stelle kaum ins Gewicht. Peanuts. Und es ist ja für einen guten Zweck. Dem werden sich die Kommunalaufsichten in Unna und Arnsberg nicht verschließen können, ja dürfen.

Schnittmuster

Das neue Schnittmuster sieht vor, dass als erstes der Beigeordnete Reeker mit seinem Dezernat im technischen Rathaus ordentlich beschnitten wird. Und weil ihm das natürlich weh tut, will die Groko ihn zum 1. Beigeordneten und damit zum Stellvertreter des Bürgermeisters befördern. Früher nannte man das „weggelobt“.

Aus Drei macht Vier

Wie der sechsseitigen Expertise der SPD/CDU-Fraktionsvorsitzenden zu entnehmen ist, steht Lünen vor mannigfaltigen Herausforderungen, die man mit der besten Mannschaftsaufstellung begegnen muss. So sei man zu der Erkenntnis gelangt, dass es zwingend erforderlich ist, ein zusätzliches Dezernat zu schaffen. Aus Drei macht Vier. Dazu zerreiße man die neue Hauptsatzung von April 2022, und ändere ratzfatz von drei auf vier Beigeordnete. Fertig ist die Laube. Politik kann manchmal auch richtig atemberaubend schnell sein.

Das ganze Leben ist ein Quiz …

Ach ja, natürlich braucht das neue Dezernat einen eigenen Beigeordneten. Da wähnt sich die Groko, sagen wir mal, auf gutem Wege. Der persönliche Referent des Bürgermeisters, Dr. Christian Klicki, wird hinter vorgehaltener Hand als Kandidat gehandelt. Das sickerte, so las es sich in der Zeitung, offenbar aus dem nicht öffentlichen Hinterzimmer-Workshop im Ältestenrat durch.

Blick in die Glaskugel

Kommt es tatsächlich so, könnte die CDU das als Punkt für sich verbuchen. In dieser Legislatur-Periode gab es bisher niemanden im Lager der Dezernenten, der das CDU-Fähnlein schwenken durfte. Christian Klicki ist CDU-Mitglied. Damit hätten die Christdemokraten endlich einen der Ihren in der Verwaltungsspitze mit CDU-Parteibuch. Geht doch.

Ende des Abendlandes

Werfen wir den Blick noch etwas tiefer in die Glaskugel und wähnen 2025 mit Dr. Christian Klicki den nächsten CDU-Bürgermeister-Kandidaten? Und würde Klicki dann in der Stichwahl, gegen wen auch immer, zum CDU-Bürgermeister gewählt, dann wäre das für die SPD gleichbedeutend mit dem Ende des Abendlandes. So geht Politik.

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4 Kommentare

  1. Barbara Höpping
    13. September 2022
    Antworten

    Frecher Text, freche Zeichnug! Klasse. Weiter so!

    Dann bleiben wir mal am Ball! ;))

  2. Anonymous
    14. September 2022
    Antworten

    Danke für Ihren netten Kommentar. Weiter am Ball zu bleiben bedeutet aber auch, dass die Stadt Vorlagen liefert. Da habe ich allerdings keine Bedenken;-))

  3. Werner Tischer
    14. September 2022
    Antworten

    Wirklich gut gemacht. Tut richtig gut. Danke.

  4. Anonymous
    14. September 2022
    Antworten

    Herzlichen Dank. Das freut uns natürlich.

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