Lünen meditiert

Seit Kurzem macht die Lippestadt mit einem neuen Highlight auf sich aufmerksam. Ein neues Meditationszentrum wurde eröffnet. In bester Innenstadtlage. Auf dem Marktplatz wird jetzt meditiert.

 

Meditieren ist das neue Demonstrieren

Immer mehr Menschen sitzen in letzter Zeit auf dem Willy-Brandt-Platz. Im Schneidersitz. Offenbar leiden viele Lüner unter chronischen Grundgesetzschmerzen. Einige bringen das GG mit und legen es neben sich auf den Boden. Eine Kollekte braucht nicht entrichtet zu werden. Viele schienen anfangs unsicher und blieben beim Meditieren vorsichtshalber stehen. Wer beim Meditieren stehen bleibt, meditiert gar nicht, der demonstriert.

Tiefenentspannungswillige

Bei den ersten Sitzungen auf dem Marktplatz lief noch nicht alles regelkonform ab. Manche Tiefenentspannungswillige brachten einen Sprecher mit. Beim Meditieren wird nicht gesprochen, nicht informiert und nicht dialogisiert. Den Sprecher, selbsternannter Grundgesetz-Bevollmächtigter, scherte das nicht. Im Gegenteil: Bei einer der Meditation-Demos brachte er sogar einen Obersprecher in die nach oben offene Arena am Rathaus mit. Das war leider grundfalsch, liebe Meditierende. Um es kurzzumachen: Die ganze Sache ging vollends in die Hose.

Meditieren im Stehen ist kontraproduktiv

Kein Wunder, denn meditieren im Stehen ist total kontraproduktiv. Wer ernsthaft meditiert, der sitzt, denkt nach, gerne auch über das Grundgesetz, oder über die menschenverachtende Einzelhaft der Corona-Ausgangsbeschränkungen. Der Geist der Freizeit-Buddhisten wurde deshalb auch nicht freier und ausgeglichener, der Körper nicht entspannter und entkrampfter. Es geht darum, sich voll und ganz auf das Grundgesetz und seine Isolationsfolter einzulassen, ohne störende Vorträge im Stehen. Das “in-sich-gehen” funktioniert nur im Sitzen. Am Ende der Übung ist man dann auch nachweislich gesünder, glücklicher und leistungsfähiger.

Alfred Hitchcock

Ein Marktplatz voller westfälischer Selbstbesinnungs-Jünger könnte durchaus eine gewisse Sinnlichkeit ausstrahlen. Hoffentlich sehen die Tauben rund um den Willy-Brandt-Platz in den Meditierenden keine aufkommende Konkurrenz. Spätestens wenn man sich in der Kanne-Bäckerei etwas zum Stärken holen will, kann es zu unliebsamen Attacken aus den Reihen der Täuberiche und Täubinnen kommen. Alfred Hitchcock lässt grüßen.

Fördertöpfe

In letzter Zeit lies die Anfangseuphorie der Konzentrationsübungen vor dem Rathaus etwas nach. Vielleicht könnte die Stadt das Meditieren in dieser exponierten Lage auf dem Marktplatz finanziell fördern. Fördertöpfe haben ja gerade Hochsaison. Nur wer regelmäßig meditiert, ist ruhiger, entspannter und gelassener, oft auch achtsamer. Dabei gibt es so viele Anlässe zu meditieren. Zum Beispiel gegen die unerträglich lange Ampelphase für Linksabbieger, die von der Konrad-Adenauer-Straße in die Cappenberger Str. einbiegen wollen.

PiS

Wünschenswert wäre, wenn die Meditation-Apostel ein neues Bündnis gründen würden. Einen passenden Namen hätten wir auch schon: Profis im Schneidersitz. Die neue PiS-Partei. Nichts ist unmöglich.

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