Traumjob: Papst

Eines steht für mich so fest wie das Amen in der Kirche: In meinem nächsten Leben werde ich Papst. Als Pontifex Maximus berichte ich dann direkt an Gott – ein Traum. Endlich einmal im Leben einen Chef haben, der mich ausreden lässt.

Was mir an Gott besonders gefällt ist, dass er seinem Personal nicht ins Wort fällt. Jeder ist wichtig. Gott kann zuhören wie kein Zweiter. Kommunikation aus dem Lehrbuch. Als Papst hört er mir natürlich besonders aufmerksam zu, keine Frage. Ich bin seine rechte Hand. Der Einzige der weiß, wie der Hase auf Erden läuft – und wohin!

behalt deine Rede

In meinem Berufsleben hat das nie geklappt. Immer war jemand da, der mir ins Wort fiel. Mindestens einer, oft mehrere. Fürchterlich. Selten ließ man mich ausreden. Ach, was sage ich: ständig hat man mich unterbrochen. Kaum hub ich an, hieß es: behalt deine Rede. Diese Schwätzer. War der Vorturner nach einer gefühlten Ewigkeit endlich fertig, wusste ich nicht mehr, was ich eigentlich sagen wollte.

wer Visionen hat..

Dabei war das sehr, sehr oft, viel wichtiger als das, was die Bosse auf der Pfanne hatten. Das war häufig nur theoretisches Geschwätz. Ohne Substanz. Zum Trost durfte ich Visionen haben. Schon Helmut Schmidt wusste doch, dass man mit Visionen zum Arzt gehen solle. Hatte ich mal auf Knopfdruck keine Visionen, bekam ich eine drübergebraten.

eine Datscha auf dem Mond

papst

In früher Jugend kreuzte Gabi meinen Weg, die neben weltlichen Vorzügen weitere Pluspunkte bei mir sammelte, da sie bei der Fluggesellschaft Pan Am in Hannover arbeitete. Pan Am war Anfang der 70er Jahre im weiteren Sinne mit Flügen zum Mond beschäftigt. Das war damals total hip. Gabi besorgte mir eine Mitgliedskarte für einen Mondflug. Vom Mond aus, so mein Kalkül, hätte ich mit Gott schon etwas intimere Gespräche führen können. Gott soll ja auf dem Mond eine Datscha haben. Als es mit Gabi vorbei war, musste ich leider auch meine Pläne zum Mond begraben.

Nach meiner Wiedergeburt beginne ich direkt als Katholik. Als Messdiener werde ich mir erste Sporen verdienen. Der nächste Schritt ist der zum Diakon, dann geht es weiter zum Priester. In meinem jetzigen Leben hatte ich in Religion immer eine zwei. Priester mache ich sicher mit links. Allerdings hörte ich von Eignungstests, in denen ein gewisses Desinteresse an Sex hilfreich sein soll. Nun ja, in Bewerbungsgesprächen wird doch immer ein bisschen geschummelt. Merkt ja eh keiner. Irgendwann werde ich zum Bischof ernannt.

Videobeweis im Vatikan

Übrigens leitet sich das Wort Bischof vom griechischen „Episkopos“ ab. Das bedeutet soviel wie „Aufseher“ und „Schiedsrichter“. Vielleicht gibt es ja irgendwann im Vatikan auch den Videobeweis. Wenn die Altherrenmannschaft vom SC Heiliger Stuhl gegen Parma Kapelle spielt.

Sobald ich mich als Bischof hochgedient habe, wird mir die Kardinalswürde verliehen. Ab Kardinal wird es richtig spannend. Zu festlichen Anlässen mit Talar, Scheitelkäppchen, Gürtel und Socken, alles in scharlachrot. Das ist so eine art Ganzjahreskarneval.

Bunter Hund

Bis zum Papst ist es dann nur noch ein kleiner Schritt. Gewonnen hab ich, wenn weißer Rauch aufsteigt. Spätestens dann bin ich bekannt wie ein bunter Hund.

Das einzige Problem was ich sehe, ist mein jugendliches Alter. Der Durchschnittspapst ist so um die Achtzig. Das könnte eng werden.

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