Überraschung im Weltall

Neulich durfte ich der Internationalen Raumstation (ISS) einen Besuch abstatten. Ich hatte an einem Preisausschreiben teilgenommen und sechs Monate Erdumrundungen auf der ISS gewonnen. Schwereloser Wellnessurlaub.

Noch gibt es keinen regelmäßigen Linienbetrieb ins All. Deshalb muss ich sechs Monate auf der ISS bleiben. Die medizinischen Checks hatte ich bestanden und so flog ich nach Kasachstan zum Kosmodrom Baikonur und checkte am Weltraumbahnhof ein. Nach sechs Stunden dockte die Fähre an die Internationale Raumstation an. Die aktuelle Besatzung verordnete mir ausgiebigen Schlaf. Ich bekam eine Schlafmaske und wurde in einem Schlafsack festgeschnallt. Das stellt sicher, dass ich am nächsten Morgen auch an dem Ort aufwache, wo ich am Abend zuvor einschlief.

Nach dem Aufstehen, also das, was man im Weltraum als „Aufstehen“ bezeichnet, waren für meine Morgentoilette stinknormale Feuchttücher ausreichend. Lustig fand ich, dass wir während des Zähneputzens Purzelbaum schlagen konnten. Das gelingt mir auf der Erde nur mit zwei Promille im Blut.

Astro-Schrippe

Als erstes Highlight entpuppte sich das Frühstück. Was mir als Freizeit-Astronauten an „Space-Food“  wohl aufgetischt würde? Die neueste Errungenschaft an Bord ist ein Brötchenautomat. Er backt mit einer speziellen Weltraumrezeptur Brötchen, die nicht krümeln. Am beliebtesten ist die „Astro-Schrippe“, belegt mit luftdicht ver-packtem und getrockneten Käse. Zum Nachtisch gibt es einen Mars-Riegel aus dem Werksverkauf des Nachbarplaneten.

Fliegender Teppich

Dann durfte ich nach draußen schauen. Das große Fenster, die „Cupola“, lässt nur den Blick auf die Erde zu, deshalb krabbelte ich in ein Modul mit einem Fenster zur Seite, das einen fantastischen Blick auf die Sterne ermöglicht. Plötzlich schob sich in etwa zwanzig Metern Entfernung ein fliegender Teppich neben unsere Raum-station.

Der liebe Gott

Auf diesem saß jemand, der mich stark an Gott erinnerte. Der Teppich war vielleicht 6 mal 4 Meter groß. Ich rieb mir die Augen: der liebe Gott, direkt neben mir im Weltall. Er winkte mir freundlich zu und gab mir zu verstehen, dass ich zu Ihm rauskommen solle. Offenbar wollte er mit mir ein paar Runden um den Block drehen.

Demis Roussos im Quadrat

Ich gab ihm Zeichen, dass ich nur meinen Raumanzug anziehen müsse, dann käme ich zu Ihm rüber.  Mit Stahlseilen gesichert kletterte ich aus der Luke, stieß mich vom Roboterarm ab und landete direkt neben Ihm auf dem Teppich. Er fläzte sich in einem riesigen Ohrensessel und sieht aus wie Demis Roussos im Quadrat, nur mit weißen Haaren. Nicht unsympathisch.

Hauptgewinn: eine Reise zur ISS

“Ich heiße Ewald Oschmann und habe eine Reise zur ISS gewonnen”, stellte ich mich vor. Ich weiß, sagte Gott. Zu blöd, hätte ich mir auch denken können. Darf ich Dir ein paar Fragen stellen, lieber Gott? Natürlich, Ewald. Wie schätzt Du als Gott die Lage auf unserer Erde ein? Die ganzen Kriege, Hungersnöte, Überbevölkerung, Antisemitismus, Niedriglohnsektor, Schalke 04 und, und, und ..

Du wirst es vielleicht nicht verstehen, aber es ist alles OK, Ewald. Wie soll ich es Dir erläutern? Als ich damals Eure acht Planeten geschaffen habe, war von vornherein klar, dass Eure Zeit befristet ist. Es gab auf allen Planeten Menschen wie auf der Erde, die hießen nur entsprechend anders. Merkurianer, Venuser, Marsenner, Juppis, Saturnisten, Uranusen und Nepter.

Können wir das Ruder herumreißen?

Das wusste ich überhaupt nicht. Nein, Du bist der erste, dem ich das erzähle. Warum gibt es dort kein Leben mehr? Die haben Ihre Ressourcen noch früher verbraucht als Ihr auf der Erde. Bei denen besteht mittlerweile alles nur noch aus Gestein und Gas. Können wir auf der Erde das Ruder noch herumreißen, lieber Gott? Nein, leider nicht. Und warum nicht?

Ein echter Kraftakt

Als ich die Erde damals erschaffen habe, war das ein echter Kraftakt, kannst Du Dir ja vorstellen. Menschen, Tiere, Pflanzen, Seen, Berge, Meere. Das ganze Programm in acht Tagen. All meine Energie war nötig. Zudem habe ich meine komplette Intelligenz Euch Menschen geschenkt. Und wie seid Ihr damit umgegangen? Ihr führt Kriege, verpestet den gesamten Planeten, rottet ganze Tierarten aus, sorgt für Hitzperioden und andere Katastrophen …ist das etwa geistreich?

Megaprojekt: Erde plus Bevölkerung

Mein Gott, wenn Du doch alles weißt, warum änderst Du es dann nicht? Hab ich doch schon gesagt. Meine gesamte Klugheit, Schläue und Weisheit ist beim Megaprojekt „Erde plus Bevölkerung“ draufgegangen. Ich habe alle Menschen mit meinem Scharfsinn ausgestattet, jeden Einzelnen. Jetzt bin ich nur noch Gott und beobachte das Treiben.

Greta mischt uns auf

Wir Menschen versuchen doch alles. Jedes Jahr irgendein Gipfel, Greta Thunberg mischt uns auf. In dreißig Jahren sind wir die fossilen Energieträger los. Dann ist wieder alles sauber. Ich esse kaum noch Fleisch, fahre mit dem Rad und mit der Bahn.

Zu spät, Ewald

Es ist zu spät, Ewald, viel zu spät. Ich habe das mal grob durchgerechnet und gehe davon aus, dass auf der Erde im Jahr Dreitausend, also in rund tausend Jahren die Lichter für immer ausgehen. Es leben dann 22 Milliarden Menschen plus x auf der Erde. Funktioniert leider nicht. Bitte sorge Dich nicht, Ewald. Ich höchstpersönlich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass es für alle ein schönes Ende wird – völlig schmerzfrei! Versprochen.

300 – 500 Jahre

Dann bin ich ja sowieso schon lange unter der Erde. Ja, siehst Du Ewald, mein Plan war, dass Menschen im Schnitt 300-500 Jahre alt werden können, aber Ihr musstet ja den Turbo einschalten.

Sonnensystem Epsidon Eriami

Noch etwas zum Schluss: Ich bin nur ein einzelner Gott, Ewald. Nur für unser kleines Sonnensystem zuständig. Es gibt so unendlich viele Systeme und genauso viele Götter. Zum Beispiel den Alpha Centauri, das System ist nur 4,3 Lichtjahre entfernt, oder letztens war ich im Sonnensystem Epsidon Eriami eingeladen. 10 Lichtjahre entfernt. Da ist Gott eine Frau. Alter Schwede. Wenn das nicht so weit weg wäre, da würde ich des Öfteren aufschlagen…

Nur ein Traum?

Zurück in der Raumstation habe ich noch einmal alles reflektiert, was mir der liebe Gott erzählt hat. Wahrscheinlich ist nichts wahr und ich wache aus dem Traum gleich auf und zum Frühstück gibt’s das knusprige „Astro-Brötchen“ ohne Krümel.

Und was, wenn nicht? …

Keinen Beitrag verpassen!

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Schreibe den ersten Kommentar

    Kommentar schreiben

    Aus rechtlichen Gründen erscheinen Kommentare nicht automatisch, sondern werden manuell freigegeben. Das kann etwas Zeit in Anspruch nehmen.

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert