Martin Püschel – Aufsichtsratsvorsitzender 2.0

Martin Püschel ist SPD-Ratsherr und Aufsichtsratsvorsitzender (ARV) des Wirtschaftsförderungszentrums Lünen (WZL). Er nimmt auch bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) des Kreises Unna ein Aufsichtsratsmandat wahr. Lünen ist die größte Stadt im Kreis Unna.

Martin Püschel …

… ist ein viel beschäftigter Mann. Er ist stellv. Fraktionsvorsitzender der SPD in Lünen. Im Rat ist er in diversen Ausschüssen aktiv. Im Haupt- und Finanzausschuss, Integrationsrat, Wahlprüfungsausschuss, er ist Vorsitzender des Betriebsausschusses Zentrale Gebäudebewirtschaftung Lünen (ZGL) und stellv. Vorsitzender im Ausschuss Arbeitsmarkt, Wirtschaftsförderung und Innovation. Neunmal hat man ihn als stellv. Ratsmitglied in diversen Gremien aufgestellt. Und er ist Aufsichtsratschef des Wirtschaftsförderungszentrums Lünen (WZL).

Längst vergangene Zeiten

Werfen wir einen Blick in den Aufgabenkatalog eines  Aufsichtsratsvorsitzenden. Früher war es so, dass er von der Öffentlichkeit, kaum bemerkt, sein Netzwerk spann, bei Bedarf zog er an der einen oder anderen Strippe und hielt den Aufsichtsrat, wenn nötig, in Schach. Dem Vorstand diente er von Fall zu Fall als Gesprächspartner auf Augenhöhe und bei Bedarf als Schutzschild. In den alten Tagen war der Aufsichtsratsvorsitzende „Teil des Clubs“, der Deutschland AG. Längst vergangene Zeiten. Und heute?

Das Ohr am Puls

Als ARV braucht man Leadership Communication. Man muss die unterschiedlichsten Persönlichkeiten und Interessen innerhalb und außerhalb des Gremiums integrieren, dabei moderieren können, ausgleichend wirken, Menschen einbinden und diplomatisches Geschick beweisen. Um seiner Führungsrolle gerecht zu werden, muss der ARV das Ohr am Puls des Unternehmens, in diesem Fall des WZL haben, ohne zu sehr in die operative Leitung einzugreifen.

ARV als strategischer Denker mit ethischem Kompass

Des Weiteren muss er ehrbar sein, einen ethischen Kompass besitzen, ein strategischer Denker sein, Charme und Charisma ausstrahlen, objektiv und fair sein und Menschen hinter sich vereinen können. Zur Kompetenz eines ARV gehört es, über Kenntnisse in den Themenfeldern Rechnungswesen, Bilanz, G&V, Werte- und Risikomanagement zu verfügen.

Quelle: Dr. Christine Stimpel, GF Heidrick & Struggles

 

ARV ist Repräsentant ohne Entscheidungsbefugnis

Der Aufsichtsratsvorsitzende ist verantwortlich für die Vorbereitung und die fristgerechte Einberufung der Aufsichtsratssitzungen. Er leitet diese und protokolliert deren Ergebnisse. Der ARV hält regelmäßigen Kontakt zum Vorstand (in diesem Fall dem WZL), berät mit diesem die Strategie, Geschäftsentwicklung und Risikomanagement. Er ist der Repräsentant des Aufsichtsrats. Er besitzt jedoch keine Entscheidungsbefugnis anstelle des Aufsichtsrats, sondern bedarf immer einer besonderen Ermächtigung des Gremiums.

Quelle: Deutsche Govenance-Kodex (DCGK)

Erdbeben in Lünen

Am 17. August berichteten die Ruhr Nachrichten über ein kleines Erdbeben in Lünen, für das nicht der Klimawandel verantwortlich war. Ausgelöst durch WZL-Aufsichtsratschef Martin Püschel. Der hatte ein Angebot eingeholt, wie es mit dem WZL weitergehen soll. Der Casus knacksus bestand offenbar darin, dass Püschel seine Aufgabe, nämlich Aufsicht und Kontrolle, eigenmächtig erweiterte. Weitere Beteiligte (Aufsichtsratsmitglieder, Vorstand WZL) wurden gar nicht oder später informiert. So liest es sich in den Ruhr Nachrichten.

Warum zu diesem Zeitpunkt das WZL überhaupt Gegenstand irgendwelcher Überlegungen ist, erscheint zumindest für den neutralen Beobachter nicht verständlich.

WZL

Unverständlich deshalb, weil der Rat in seiner Sitzung am 26.11.2020 beschloss, das Betrauungsverhältnis des WZL um nur drei Jahre zu verlängern. Weiterer Beratungsbedarf, den die  Wählergemeinschaft GFL (Gemeinsam für Lünen) vehement einforderte, wurde nicht zugelassen. Debatten nicht erwünscht. Abstimmungsergebnis: 37 stimmen dafür, 10 Stimmen dagegen, 8 Enthaltungen. Maßgeblich mit den Stimmen von SPD und CDU.

Wirtschaftsverhinderungszentrum

Ein Schlag ins Gesicht des Geschäftsführers der WZL, Eric Swehla. Was soll man in drei Jahren bewegen? Einerseits will die Stadt Gewerbe ansiedeln, zusätzliche Arbeitsplätze schaffen und dann stattet man das WZL mit einer Laufzeit von nur drei Jahren aus. Wie passt das denn zusammen? Dann kann man das Wirtschaftsförderungszentrum auch gleich in Wirtschaftsverhinderungszentrum umbenennen.

Alle sitzen in einem Boot, und zwar gleichzeitig

Als Aufsichtsratsvorsitzender gehört es zu seinen Aufgaben, zu kontrollieren, nicht unabgestimmt Initiativen zu ergreifen. Hätte dieses Thema, eine Erhebung und Empfehlung zur Zusammenarbeit der WZL und WFG durchzuführen, nicht besser offiziell auf die Agenda einer Aufsichtsratssitzung gehört? Natürlich unter Einbeziehung des Geschäftsführers der WZL. Alle sitzen in einem Boot, und zwar gleichzeitig. Niemand kann sich übergangen fühlen. Dann bewertet man das Angebot und entwickelt Maßnahmen. Zum Wohle der Stadt, wie es immer so schön heißt.

Bürgermeister fällt aus allen Wolken

Im Artikel der Ruhr Nachrichten liest sich das etwas anders. Der ARV prescht vor, angeblich hat er alle informiert oder hat informieren lassen. Der Bürgermeister fällt aus allen Wolken und sieht, dass sein ARV die Pflichten verletzt. Martin Püschels Kompetenz als ARV wird angezweifelt. Am 9. Juni flattert ein Angebot herein, der BM erfährt von der Kämmerin am 14. Juni und am 22. Juni von H. Püschel, dass es bereits Vorgespräche gegeben hat.

Wo ist der Strang, an dem alle ziehen?

Die Kämmerin weiß nicht, ob der WZL-Geschäftsführer Swehla überhaupt informiert war. Auf Nachfrage der Ruhr Nachrichten bei Herrn Swehla scheint dieser mittlerweile verunsichert und möchte sich nicht dazu äußern, ob er informiert war oder nicht. Für Außenstehende drängt sich nicht unbedingt der Eindruck auf, dass hier alle an einem Strang ziehen. In der RN-Ausgabe am 7. Sept. ist zu lesen, dass Herr Püschel den Geschäftsführer der Unternehmensberatung Expert-Consult gebeten hat, das Angebot dem GF der WZL, Herrn Swehla, zur Unterschrift vorzulegen. Der hat sich, zu Recht, allerdings geweigert zu unterschreiben.

Tendenziöse Berichterstattung

Und weil das natürlich eine unangenehme Berichterstattung über einen SPD-Würdenträger ist, keilt die Parteispitze nach einer Woche zurück. Auf der eigenen Webseite und in Stellungnahmen der RN. Von „tendenziöser“ Berichterstattung ist die Rede, Ruhr Nachreichten, die sich selbst „kein gutes Zeugnis“ ausstellen und man vermisse „guten Journalismus“.

Gewinner und Verlierer

Hat eigentlich jemand gewonnen? Verlierer ist die WZL, denn mögliche Investoren werden die Stirn runzeln, verloren hat auch der Aufsichtsrat, es war vielleicht gut gedacht, aber schlecht gemacht, das Ansehen der Stadt ist auch nicht gerade besser geworden, die Politik hat sich nicht mit Ruhm bekleckert und als unbeteiligter Bürger fragt man sich: Was ist eigentlich hier los?

Kämmerin Bettina Brennenstuhl

Vielleicht sollten sich alle, Rat und Verwaltung, ein Beispiel an Frau Brennenstuhl nehmen, die in Ihrer Amtseinführungsphase sinngemäß sagte, dass es wichtig sei, auch mal miteinander lachen zu können. Dem kann man doch nur zustimmen. Das wäre umso wichtiger, denn aktuell ist ja wohl Einigen das Lachen im Halse stecken geblieben.

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2 Kommentare

  1. Anonymous
    7. September 2021
    Antworten

    Lieber Horst Engel, gestatten sie mir heute einmal ds ich mich nicht namentlich melde, da ich noch in einem Genehmigungsverfahren mit der WZL stecke.
    Es “stinkt” vieles zum Himmel bei der WZL…. in meinem Fall wurde sich monatelang gar ncht gemeldet und anschließend bürokrataische Hürden für mein Projekt aufgewofen., da muss man sich nicht wundern, wenn die Lüner Wirtschaft in der Presse negativ über die Zusammenarbeit mit der WZL berichtet. Ich habe mich immer für eine WZL für Lünen eingesetzt, da ich auch heute noch der Auffassung bin das wir gerade als größte Stadt im Kreis Unna auf kurzen Wegen ansprechbar sein müssen. Dies scheint jedoch in der letzten Zeit verloren gegangen zu sein. Das rechtfertigt jedoch ncht die Alleingänge des ARV. Er hat Möglichkeiten genug mit dem AR als Kontrollgremium gegen zu steuern.!

  2. Anonymous
    8. September 2021
    Antworten

    Hallo,
    vielen Dank für Ihren Kommentar.

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