Bundesernährungswachtmeister Cem Özdemir ist in großer Sorge. Der grüne Sugar-Sheriff hat der ungesunden Ernährung den Kampf angesagt. Es hagelt zu viel Zucker im Land der Dichter und Querdenker. Süßes, Salziges und Fettbombiges gibt es ab sofort nur noch an den gesetzlich vorgeschriebenen Völlerei-Tagen zu Ostern, Karfettig, Pfingsten, Allersalzigen, Weihnachten, Halloween und zum Tag des Deutschen Einheitszuckers. Zuerst kümmert sich das Cemeli um die noch nicht werktätigen Kariesempfänger von 1 bis 14 Jahren.
Hanf-Experte a. D.
Özdi hat herausgefunden, dass die süßen Racker und Rackerinnen zwischen 6 Uhr früh und 23 Uhr abends im Schnitt achtmal Fernsehwerbung für ungesunde Süßigkeiten sehen. Das ist natürlich viel zu viel und wahrscheinlich nur möglich, weil der Unterricht in der Schule sooft ausfällt. Wäre genug Lehrpersonal da, hockten die Kids auch häufiger in der Penne, als Zuhause vor dem Fernseher. Deshalb ist es im Umkehrschluss auch kein lohnenswertes Ziel, mehr Lehrer einzustellen, frohlockt die Werbeindustrie. Klingt nicht wirklich überzeugend.
Der große Dambedei
Der Ackerbau-Halbgott und Träger des großen Dambedei (vorweihnachtliches Gebäck, auch Weckmann oder Stutenkerl) hat zu einem runden Tisch eingeladen. Kultusminister-Konferenz, Snacking-aller-art-Produzenten, Dental-Sachverständige und Werbeindustrie trafen sich zu einem lösungsorientierten Meinungsaustausch. Anschließend paddelte er ökologisch einwandfrei mit Greta Thunberg nach Brasilien an den Zuckerhut. Informierte sich vor Ort über den Anbau von grünem Zucker und ist der Meinung, dass der Regenwald notfalls mit schwerem Gerät geschützt werden müsse. Nun ist sein Bild über die Lage der Kinder von eins bis vierzehn umfassend. In Berlin stellte er inzwischen seine finalen Planungen mit.
TikTok-Generation
Überschreiben kann man diese wichtige Zielgruppe am einfachsten mit TikTok-Generation. Es sind rund 12 Millionen Kids zwischen 1 und 14 Jahren. Am häufigsten trifft man sie in einer der 60.000 Kitas, auf 100.000 Spielplätzen, oder, solange es noch Lehrer gibt, in rund 30.000 Schulen an.
Bannmeile
Cemmi will eine Bannmeile im Umkreis von 100 Metern um alle 30.000 Schulen, 60.000 Kitas und 100.00 Spielplätzen in Deutschland ziehen. Mit Meilen kennt er sich ja aus. Das schafft außerdem neue Arbeitsplätze im Niedriglohnsektor »Plakatentfernung«. Das ist doch mal eine Kampfansage. Innerhalb dieser Zone darf auf Postern nicht für Kinderprodukte mit übermäßig viel Zucker, Fett oder Salz geworben werden. Also im Hellen zwischen 6 und 23 Uhr. Wenn es dunkel ist, zwischen 23 Uhr und 6 Uhr morgens, wird das Verbot natürlich aufgehoben. Da dürfen die Kinder per Werbenotverordnung von den Eltern zwischen zwei bis viermal, je nach Alter, nachts vor die Bildschirme gelegt werden, um möglichen Entzugserscheinungen wirksam entgegenzuwirken.
Vom Tierwohl- zum Kinderwohllabel
Das kann allerdings nur der Anfang sein, lässt sich der grüne Minister zitieren. Das sehr erfolgreiche Tierwohllabel möchte er auch auf die Zielgruppe der Kinder angewendet sehen. Quasi als Weiterentwicklung des Veggie-Days. Erste Informationen drangen bereits nach draußen. Kinder, die den neuen Richtlinien für weniger Zucker, Fett und Salziges positiv gegenüber stehen, werden in neuen Familienformen gehalten.
Kinder der Haltungsform 1 Haushaltung
Hier sind alle anzutreffen, denen es einfach schmeckt, die auf süßes, fettiges und salziges partout nicht verzichten wollen. Sie kommen (und wollen) selten ans Tageslicht.
Kinder der Haltungsform 2 Haushaltung Plus
Kinder, die zum Beispiel Zartbitter statt Vollmilchschokolade futtern, Fruchtzwerge mit weniger Zucker löffeln und auf Salzstangen verzichten, finden sich in dieser Gruppe wieder.
Kinder der Haltungsform 3 Haushaltung mit Außenklima
Neben den Pflichtbesuchen, der Kitas, Schulen und Kindergärten dürfen die Eltern ihren Kindern auch mehrmals wöchentlich Auslauf gestatten.
Kinder der Haltungsform 4 Haushaltung Premium
Wer das Premium-Siegel trägt, hat es geschafft. Als ziemlich vollwertiges Mitglied ist dieser Schwarm von Zucker, Salz und Fett entwöhnt.
Lauterbach Award
Ziel ist es, dass bis 2030 achtzig Prozent der 1-14-Jährigen das Kinderwohllabel „Premium“ der Haltungsform 4 erreicht haben. Dann werden sie von der Bundesrepublik Deutschland mit dem Lauterbach Award ausgezeichnet, wenn das kein Ansporn ist.
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