Achtung Wahlfänger!

Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen.
Loriot

Plakate spielen immer noch eine große Rolle im Wahlkampf. Deshalb habe ich versucht, einige zu analysieren – natürlich nach streng subjektiven Kriterien. Im Vorfeld muss ich mich für die schlechte Bildqualität entschuldigen. Wir haben unseren Praktikanten damit beauftragt – aber keine Sorge, er bekommt eine zweite Chance.

Bewertet wird an Beispielplakaten Botschaft, Wirkung und Überzeugungskraft.

Betrachtet man nur die Wahlplakate, liegt die Vermutung nahe, dass die Parteien eine Wahlbeteiligung von weniger als 40 % erreichen wollen.

SPD und CDU setzen auf Kopfplakate (hat nichts mit Intelligenz zu tun, es zeigt lediglich den Kopf der Kandidaten), GFL, FDP und Linke auf Kopf- und Textplakate, die Grünen nur auf Textplakate.

SPD

Auf den Plakaten der SPD stehen klar die Kandidaten im Vordergrund und wie es der Trend verlangt, im Grünen fotografiert.
Rot ist die traditionelle Farbe der SPD, aber heute kennt wohl niemand mehr die Verbindung zur Arbeiterbewegung. Es ist einfach nur eine Signalfarbe (siehe CDU). Manchmal sind kleine Quadrate zu sehen (cyan, blau und dunkelrot), deren Bedeutung unklar ist.
Der Slogan „Echt Lünen“ steht vermutlich für das wahre Lünen, das nur die SPD kennt.

Plakat A

Plakat A:
Die politische Botschaft: „Anlieger entlasten. Beiträge für Straßenausbau abschaffen“.
Eine starke Forderung, aber leider keine, die der Stadtrat erfüllen könnte.
Das ist Landesgesetz von der SPD/FDP 1969 verabschiedet und in der langen Zeit ihrer Regierungen nicht korrigiert worden. Ein Ratsherr, der nach 36 Jahren im Rat die Zuständigkeiten nicht kennt? Wohl kaum – eher ein wenig gemogelt. Leider aufgefallen.

Botschaft ★☆☆☆☆
Wirkung ★★★☆☆
Überzeugungskraft ★☆☆☆☆

Plakat B

Plakat B:
Botschaft: „Ihr Team für Altlünen“.
Das Team macht zwar keine politische Aussage, steht aber lässig und doch entschlossen da. Das muss reichen.

Botschaft ★☆☆☆☆
Wirkung ★★★☆☆
Überzeugungskraft ★☆☆☆☆

 

CDU

Bei der CDU gibt es eigentlich nur Kandidatenplakate, sympathisch, aber ohne politische Botschaft.

Plakat

Das Rot deutet auf irgendwie sozial, das Orange ist stimmungsaufhellend und das Petrol regt zum Nachdenken an. Worüber nachgedacht werden soll, bleibt offen.
Kleingedruckt: „Für ein Lünen, in dem wir gut und gerne leben“.
Für Kandidaten stimmt das wahrscheinlich; es soll aber auch Lüner geben, die das nicht ganz so positiv sehen.

Botschaft ★☆☆☆☆
Wirkung ★★★☆☆
Überzeugungskraft ★☆☆☆☆

GFL

Die GFL setzt auf Kandidaten- und Textplakate. Die Kandidatenplakate sind leicht mit der CDU zu verwechseln. Absicht? Auf jeden Fall kein Alleinstellungsmerkmal. Auch das Orange und Blau zeigt die Nähe zur CDU.

Plakat A

Plakat A:
Kandidaten im Sonnenlicht vor Lüner Kulisse fotografiert. Die Gesichter könnten besser ausgeleuchtet sein, wirken so aber authentischer.
Botschaft: „Mit Herz und Verstand“.
Da frohlockt das konservative Klientel. Die klassische Rollenverteilung: Frau mit Herz und Mann mit Verstand. Bravo (Anm. d. Red.).
Kleingedruckt: „Klar und bürgernah“ – mit Absicht so klein?

Botschaft ★★★★☆
Wirkung ★★★★☆
Überzeugungskraft ★★★★☆

Plakat B

Plakat B:
Endlich eine kommunalpolitische Aussage. Allerdings muss man die Spekulationen der Stadt bis 2014 schon etwas kennen, bei denen 30 Millionen verzockt wurden. Aber immerhin eine klare Anklage der Opposition.

Botschaft ★★★★☆
Wirkung ★★★☆☆
Überzeugungskraft ★★☆☆☆

 

Die Grünen

Die Grünen setzen nur auf Inhalt. Allerdings keine rein kommunale Themen mehr allgemein gehalten. Von den Illustrationen und dem Aufbau sehr gut, mit guter Fernwirkung und schnell zu erfassen.

Plakat A

Plakat A:
Botschaft: „Grün ist – ernst nehmen, wem die Zukunft gehört“.
Die Zukunft gehört dem oberen Mittelstand und den haben die Grünen schon immer ernst genommen. Was das Kind auf dem Plakat zu suchen hat, weiß ich nicht. Aber Kinder und Tiere ziehen immer.

Botschaft ★★★★☆
Wirkung ★★★★★
Überzeugungskraft ★★☆☆☆

Plakat B

Plakat B:
Botschaft: „Grün ist – da wohnen zu können, wo man leben möchte.“
Wenn man diese Aussage als kommunale Forderung sieht, ist sie genial. Für alle Lüner, die woanders leben möchten, übernimmt die Stadt die Kosten der Übersiedlung. Fantastisch. Damit wäre auch das Wohnungsproblem gelöst. Bleibt nur noch die Finanzierungsfrage.

Botschaft ★★★★☆
Wirkung ★★★★★
Überzeugungskraft ★★☆☆☆

 

FDP

Die Plakate der FDP heben sich deutlich ab. Wenig Elemente vor weißem Hintergrund. Klar und deutlich strukturiert. Gute Fernwirkung. Die Kandidaten wirken allerdings sehr blass. Bei dem Slogan „Weil Lünen“ musste ich schon schlucken. „Weltbeste Bildung … Weil Lünen“ hätte ich am liebsten überklebt: „Sprachkurs für die FDP … Weil Deutsch“. Wer auffallen will, sollte positiv auffallen.

Plakat A

Plakat A:
Botschaft: „Schneller Nahverkehr – sichere Radwege – saubere Autos“.
Mir gefällt „saubere Autos“ am besten. An jeder Straße, die nach Lünen führt eine kommunale Waschanlage. Hier kann jeder sein Auto kostenlos reinigen lassen. In der Stadt nur glänzende Autos – eine schöne Vorstellung.

Botschaft ★★☆☆☆
Wirkung ★★★★★
Überzeugungskraft ★★☆☆☆

 

Plakat B

Plakat B:
Botschaft: „Wasserstoff und co. – Für mehr zukunftsweisende und nachhaltige Arbeitsplätze“.
Wahnsinn – die FDP aktiviert das gesamte Periodensystem für Arbeitsplätze. Moment, habe ich etwas verpasst. Arbeitsplätze? Regelt das nicht mehr die unsichtbare Hand des Marktes? Gibt es in der FDP keine gläubigen Jünger des freien Marktes mehr?

Botschaft ★★☆☆☆
Wirkung ★★★★★
Überzeugungskraft ★★☆☆☆

 

Die Linke

Traditionell rot und wahrscheinlich wissen die Parteimitglieder auch noch warum. Normal strukturiert wie man es von Kandidatenplakaten gewohnt ist. Kandidaten und Botschaft gut zu erkennen.

Plakat A

Plakat A:
Botschaft: „sozial, ökologisch, friedlich, bunt“.
Mehr geht eigentlich nicht. Damit ist alles Positive abgedeckt, aber wo steckt die Kommunalpolitik? Richtig – auf dem Schild im Hintergrund. Die Linken wollen mehr Partnerstädte. Ob es was bringt?

Botschaft ★★☆☆☆
Wirkung ★★★☆☆
Überzeugungskraft ★★☆☆☆

Plakat B

Plakat B:
Botschaft: „Jugend ist unsere Zukunft – mehr investieren für Jugendliche“.
Jugendliche, was war das noch mal? Ach ja junge Menschen! Die sind auf Wahlplakaten nun wirklich nicht zu sehen. Etwas für die Jugend machen, außergewöhnlich gute Idee.

Botschaft ★★★★★
Wirkung ★★★☆☆
Überzeugungskraft ★★★★★

 

Kommen wir noch kurz zu den Bürgermeisterkandidaten.

Alle Plakate relativ unspektakulär, strukturiert und nicht überfrachtet.

Jürgen Kleine-Frauns


Botschaft: „Lünen bewegt sich“.
Stimmig und voll im Trend – Grün und Natur und Fahrrad. Da passt alles, zumindest auf dem Plakat. Wohin sich Lünen bewegt, bleibt allerdings im Dunkeln. Nachteil ist der Gitterstoff (Mesh), der bei Licht von hinten nichts mehr erkennen lässt.

Botschaft ★★★★☆
Wirkung ★★★☆☆
Überzeugungskraft ★★★☆☆

Rainer Schmeltzer

Botschaft: „echte Bewegung“.
Klingt ein wenig nach Kindergarten: „Ich bewege mich aber mehr“. Nicht überzeugend – zumal das Portrait nicht nach Bewegung aussieht. Zumindest schaut Herr Schmeltzer nicht ganz so grimmig wie auf den kleinen Plakaten. Die bunten Quadrate sollen das Ganze wohl auflockern – na ja.

Botschaft ★★☆☆☆
Wirkung ★★★☆☆
Überzeugungskraft ★★☆☆☆

Christoph Tölle

Botschaft: „Ihr Bürgermeister für Lünen“
Noch ist er Kandidat. Vielleicht sieht er sich aber schon als Bürgermeister. Das zeugt von einem großen Selbstbewusstsein (oder Selbstüberschätzung). Wenn er sich da mal nicht täuscht.

Botschaft ★☆☆☆☆
Wirkung ★★☆☆☆
Überzeugungskraft ★☆☆☆☆

Das war eine kleine Hilfe zur Kommunalwahl.

Auf jeden Fall wählen gehen.

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