Jeder der 15.000 Gefangenen in Nordrhein-Westfalen soll zu Weihnachten einen Christstollen erhalten – frei Haus versteht sich. Das hat die NRW-Justiz in einer Charme-Offensive beschlossen.
Die Zeit drängt. Eiligst wurde ein Stollen-Casting ins Leben gerufen. Wie demnächst bekannt gegeben wird, sollen sich mit Chris Andrews, Chris de Burgh, Christian Anders, Chris Rea, Christoph Waltz und Tony Christie einige Prominente zum Stollen-Eating bereit erklärt haben.
Christstollen gegen Unterzuckerung
Neben den psychischen Strapazen leiden Zuchthäusler zunehmend an zu niedrigem Blutzuckerspiegel. Es naht, wie jedes Jahr kurz vor Weihnachten, eine flächendeckende Unterzuckerung des inhaftierten Personals zwischen Weser und Rhein. Das Justizministerium will rechtzeitig gegensteuern – mit Christstollen!
Gitterschutzgrundverordnung (GSGV)
Gerade zum Fest der Liebe empfinden Gangster, Bösewichte, Schwerverbrecher und Halunken die Trennung von den Lieben als sehr, sehr schmerzlich. Da helfen auch die vom Vollzugspersonal liebevoll mit Lametta umwickelten Gitterstäbe wenig. Leider ist es in den Komfort-Einzelzellen seit Inkrafttreten der europäischen Gitterschutzgrundverordnung (GSGV) verboten, Weihnachtsbäume mit echten Kerzen aufzustellen, wegen fehlender Brandschutzeinrichtungen und weil Kerzenwachs sich nur mühsam vom Zellenboden entfernen lässt. Das ist beschämend. Will man die Unholde nach Verbüßung ihrer Strafe so in die digitalisierte Freiheit entlassen?
Kreuzfahrt nach Alcatraz
Christstollen können nur der Anfang einer erfolgreichen Resozialisierung der Zellengenossen sein. Um sich auf das unmenschliche Leben außerhalb der Kerker vorzubereiten, könnten zum Beispiel Kreuzfahrten nach Alcatraz ein Schritt in die richtige Richtung sein. Ausbruchsversuche auf hoher See kommen ja recht selten vor. Und mit Uli Hoeneß als Gastredner hätte man einen Promi auf Augenhöhe.
So gelingt Integration
Könnte es nicht ein wegweisendes Signal sein, wenn ab 2025 in allen Gefängnissen der Gefangenenchor aus Nabucco vorbeischauen würde? Der Musik werden positive Effekte auf die menschliche Psyche attestiert. Dürfen wir demnächst vom Rudelsingen in der Rüdesheimer JVA hören, in Bonn gründet sich ein Halunken-Quartett, der Sängerkreis „Die Übeltäter aus Überlingen“ gehen auf Bunker-Tournee oder die Gangster-Rapper von „Fury in the Zellenhouse“ therapieren sich selbst. So kann Integration wirklich gelingen.
In-House-Schulungen
Weitere Erleichterungen sind nötig, damit der Weg ins Freie ohne Stolpersteine gelingt. Besonders beliebt sind In-House-Schulungen, da keine Reisekosten anfallen. Neu ins Programm aufgenommen wurde: „Wie die DB wirklich funktioniert“.
Ein Leiden, mit dem viele Knastologen zu kämpfen haben, sind Verspannungen des Rückens. Hier bietet sich die Hot Stone Massage an. Steine gibt’s in der Strafanstalt ja genug.
Integration allerorten
Überall wird einer gelungenen Integration das Wort geredet. Flüchtlinge sollen sich integrieren, Schüler wollen integriert sein, Muslime sind gehalten sich zu integrieren, Fotovoltaik wird in Gebäuden und Fahrzeugen integriert, sogar die EU denkt über Richtlinien einer integrierten Produktion von Obst und Gemüse nach.
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Allein mit Christstollen lockt man in NRW heute keinen Schurken mehr hinterm Gitter hervor. Schon fordern die schweren Jungs aus Hamburg Labskausessen in der Elbphilharmonie, die Inhaftierten in Rheinland-Pfalz wünschen Saumagen auf Burg Eltz und Zuchthäusler in Bayern werden zum Ausflug auf das Oktoberfest mit Weißwurst im zarten Naturdarm und einer Maß Bier gebeten. So geht Wiedereingliederung!
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