Die Mauer muss bleiben!

Rat und Verwaltung sind nun übereingekommen, dass niemand diese Mauer beschlossen oder veranlasst hat. Dieses Phänomen nennt man Kontingenz. Kontingenz bezeichnet Tatsachen, deren Bestehen gegeben, aber weder notwendig noch unmöglich ist. Mit Aristoteles gesagt: „Es könnte auch anders sein“. Aber die Mauer steht und sie bleibt. Die Frage ist nur, muss sie auch so aussehen wie jetzt.

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Aus gut unterrichteten Quellen wurde jetzt bekannt, dass die Stadtverwaltung Vorschläge zur Umgestaltung eingeholt hat. Ein paar Entwürfe wurden uns zugespielt, allerdings ohne die Nennung von Namen. Auch ist nicht bekannt wie der Rat auf diese Vorschläge reagiert hat.

Konservativ und integrativ

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Der erste Vorschlag scheint von einem Gartenbauunternehmen zu stammen und orientiert sich an den Grenzzäunen der Grundstücke hinter der Mauer. Es handelt sich um einen Doppelstabmattenzaun mit Sichtschutzstreifen in Anthrazitgrau (RAL 7016). Der Vorschlag zeigt zwar eine gewisse Angleichung an die Siedlung, kann aber mit dem mäßigen Plastikcharme nicht überzeugen. Fazit: eher langweilig.

Fast unsichtbar

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In eine ähnliche Richtung geht das Design, das angeblich von unserem Bürgermeister unterstützt wird. Tarnnetze sollen aus der Mauer eine grüne Wand werden lassen, die kaum wahrnehmbar ist (besonders nicht aus der Luft). Die etwas militärische Anmutung unterstützt zudem die „gefühlte Sicherheit“. Fazit: ein etwas zu billiges Aussehen.

Streetart aus Berlin

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Dieser Entwurf stammt wohl von dem Berliner Streetart-Künstler Evol. Seine Spezialität sind Fassaden von Plattenbauten, die er auf Betonteile, Stromkästen und Kartonage sprüht. Wahrscheinlich hat der Ausschuss für Stadtentwicklung diesen Entwurf unterstützt. Er soll die Durchmischung und die Nachverdichtung von Wohngebieten zumindest symbolisieren. Genau wie der Meisterplan Wohnen ist dies auch kein Meisterwerk. Fazit: Symbolpolitik gehört nicht auf diese Mauer.

Ein Hauch von Glamour

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Da sich berühmte Künstler selten nach Lünen verirren, hat diesen Vorschlag wohl ein „Christo für Arme“ entwickelt. Der sehr strapazierfähige Stoff ist mit Lurex-Fäden durchwebt, die in der Sonne golden glitzern. Dadurch findet eine Aufwertung des ohnehin schon hochwertigen Wohngebietes statt. Allerdings könnte das auch wieder eine Neiddebatte entfachen, zumal die Stadt die Kosten übernimmt. Fazit: schön, aber brisant.

Internationales Flair

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Ein wirklich großer Wurf: Die Süd-Seiten-Galerie. Hier würde ein Hauch von Hauptstadt durch die Laakstraße wehen. Künstler aus aller Herren Länder könnten sich die Spraydose in die Hand drücken. Die Mauer wäre ein echter Touristenmagnet. Daraus ergeben sich allerdings neue Aufgaben für Rat und Verwaltung: Wohin mit den vielen Reisebussen und können Kreuzfahrtschiffe an den Lippekaskaden anlegen? Aber das gesamte Umfeld würde profitieren, von der griechischen Restauration über den Biergarten bis hin zum Souvenierladen. Die Anwohner werden aktiv einbezogen und bauen diese putzigen Vogelhäuschen in ihre Gärten. Insgesamt also eine Win-Win-Situation. Fazit: besser geht’s nicht.

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