Ruhe sanft

Der größte Lüner Ortsteil Brambauer soll zu einer verkehrsberuhigten Zone werden. Nicht nur Straßen, auch der Spielplatz »Auf dem Kelm« wird beruhigt, weil er von Kindern genutzt wird. Das ist, gelinde gesagt, ein Skandal – so die Stadt. Spielplätze sollen zu einer Art „Ruheforst“ umfunktioniert werden.

 

Das ganz große Besteck

Das muss natürlich alles sauber vorbereitet werden. Und so holte man unverzüglich das große Besteck aus der Schublade und richtete eine Taskforce ein. Diese interdisziplinäre Arbeitsgruppe bestückte man mit hochrangigen Experten aus den Abteilungen Jugend, Hilfen und Förderung, Ordnungsangelegenheiten und Verkehrsüberwachung, der Rechtsabteilung und der Abteilung Stadtgrün. So konnte man es in den Ruhr Nachrichten nachlesen.

Was ist eigentlich vorgefallen?

Offenbar haben Kinder und Jugendliche den Spielplatz genutzt. Dieser nur schwer zu ertragende Umstand wurde über Monate genauestens unter die Lupe genommen. Die Stadt hatte einen privaten Kinder- und Jugendlichen-Räumdienst beauftragt. Von Juli bis Oktober wurde jede Bewegung auf dem Spielplatz erfasst. Mit Uhrzeit versteht sich. 247 Kontrollen wurden dokumentiert. 218 Mal (88,2 %) ist gar nichts passiert. In 26 Fällen (10,5 %) waren die minderjährigen Lebewesen maximal eine Stunde zu lang unterwegs. Der Hort der Unruhe hat von 8 bis 20 Uhr geöffnet, und eben nicht bis 21 Uhr. Ein schwerer Verstoß gegen die Genfer Spielplatz-Konvention von 1812. In 3 Fällen (1,2 %) ortete man Jugendliche Schwerstkriminelle nach 23 Uhr.

280 Prozent

Wie kam es zu den Beschwerden überhaupt? Die zweieinhalb Einwohner, die sich über Lärmbelästigungen echauffierten, haben die 80-seitige Bedienungsanleitung Ihrer Hörgeräte noch nicht komplett durchgearbeitet. Wahrscheinlich sind die Geräte auf 280 Prozent eingestellt. Denkbar ist auch, dass alle 64 MitarbeiterInnen der interdisziplinären Arbeitsgruppe kinderlos sind.

Wie geht es (tatsächlich) weiter?

Die Planung der Stadt sieht vor, die Korbanlage (Basketball) und das Streetballfeld zurückzubauen. Damit werden erste Voraussetzungen für einen zentrumsnahen Ruheforst geschaffen.

Ruhe im Karton

Wahrscheinlich sollen demnächst alle Spielplätze in Brambauer nur noch von Jugendlichen der Altersklasse Ü 70 betreten werden dürfen. Die Riege der Verwaltungsfachleute geht davon aus, dass die Ü 70 Liga spätestens um 14 Uhr mit Muskelkater nach Hause wankt und in den Tiefschlaf fällt. Dann ist endgültig Ruhe im Karton.

Totholz

Kleiner Tipp: Auch in unserer modernen, globalisierten und digitalisierten Welt gibt es Lebewesen jüngeren Alters. Hoffentlich stellt sich die Arbeitsgruppe nicht die Frage: Was ist das überhaupt – ein Lebewesen?

Wir haben die Antwort: Das Gegenteil von Lebewesen nennt man Totholz.

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