Schweine vorm Balkon

Es ist wieder so weit: Die Wildschwein-Saison hat begonnen. Noch vor dem Ende der Corona-Pandemie entging Lünen nur knapp einer Wildschwein-Invasion. Durch beherztes Eingreifen der Selmer Nationalgarde konnte größerer Flurschaden verhindert werden. Ein letztes Tier rettete sich bis an den Cappenberger See in Lünen. Das arme Tier hatte sich vermutlich bei der Nahrungssuche an einem Zaun verletzt.

Zahlreiche Anrufe von besorgten BürgerInnen gingen bei der Polizei Dortmund-Lünen ein. Dort konnte der Weg des Tieres sehr gut nachverfolgt werden, da alle Wildschweine seit der großen Schweinereform mit einem GPS-Sender ausgestattet sind. Den müssen sie immer bei sich tragen. Die Digitalisierung hat die Tierwelt erreicht. Ein echter Fortschritt. Offenbar hatte es nur ein Wildschwein geschafft, Lüner Hoheitsgebiet zu betreten; deshalb sah man im Polizei-Hauptquartier davon ab, einen Krisenstab einzurichten.

„grunz, grunz“

Für die Medien war das Wildschwein ein gefundenes Fressen, denn wir brauchen dringend Abwechslung in unserem tristen Virus-Lockdown. Dank Spracherkennungsmodul der Smartphones wurden aus der Bürgerschaft übereinstimmend „grunz-Laute“ erkannt, was die Suche erheblich einfacher gestaltete.

Trauriges Ende

Kommunikation ist in einer Krisensituation das wichtigste. Die Bevölkerung darf nicht beunruhigt sein. Und so wurde Lünen stündlich mit neuesten Meldungen über ein Wildschwein versorgt. Schlussendlich wurden wir vom traurigen Ende des Wildschweins  durch eine Sprecherin der Polizei Dortmund-Lünen mit folgendem Satz in Kenntnis gesetzt:

Mehrere Jagdausübungsberechtigte haben das Tier gelanzt

Ein wunderbarer Satz. Für die Jüngeren: Vor der Gender-Epoche nannte man Jagdausübungsberechtigte ganz einfach Jäger. Hat sich langfristig nicht durchgesetzt. Müsste es nicht ganz korrekt heißen: diverse Jagdausübungsberechtigte? Wir werden es noch lernen. Diese Disziplin ist noch relativ neu. Und das Markus Lanz sich das Wildschwein nicht durch die Lappen gehen lässt, war wohl jedem klar. Endlich ein Wildschwein in der Talkshow. So nennt man das also: Die Sau wurde gelanzt. Ivanhoe lässt grüßen.

Bache-lor Experte Christian Borsten

Als Bache-lor Experte aus Eberswalde zugeschaltet wurde Christian Borsten. Seine Empfehlung: Wildschweine mit FFP2-Masken auszustatten. Diese Maßnahme ist vielleicht Teil der nationalen Öffnungsstrategie von Jens Spahn, die besagt, dass Wildschweine sich in zwei Haushalten treffen dürfen.

Oder gibt es gar einen Wildschwein-Föderalismus und jedes Bundesland bestimmt selbst, welche Sau durchs Dorf getrieben werden darf? Wir wissen es nicht.

Das unfreundliche Wildschwein

Die Polizei hatte nach Expertenaussagen aus der Bevölkerung in einer bis in die frühen Morgenstunden dauernden Sitzung das Lüner Wildschwein als “sehr unfreundlich” eingestuft. Aus Sicht des Wildschweins durchaus verständlich. Sobald Bachen und Keiler in die Nähe von Menschen geraten, reißen die ihre Winchester hoch und ballern los, was das Zeug hält. Da kann einem als Schwein schon das Lachen vergehen.

Wildschweinversicherungswirtschaft

Der Gesamtverband der Wildschweinversicherungswirtschaft mit Hochsitz in Berlin hat schlechte Nachrichten: Nur Versicherungsnehmer, die neben einer Vollkasko-Versicherung fürs Auto eine Zusatzklausel gegen Maul- und Klauenseuche abgeschlossen haben, werden entschädigt. Es sei denn das Wildschwein kann nachweisen, dass es aus einem Wildpark entlaufen ist.

Lünen steht bei Wildschweinen nicht sonderlich hoch im Kurs. Die Stadtverwaltung hat im Wildschwein-Wanderungs-Atlas (WWA) nachgeblättert. Das letzte Mal, dass sich ein Keiler in die Lippestadt aufmachte, liegt schon zehn Jahre zurück. Damals wurde es am Schlachthof gesichtet. Das ist nicht ungewöhnlich. Menschen gehen ja auch auf dem Friedhof spazieren.

 

Möchtet Ihr noch mehr saumäßiges? Kein Problem, dann klickt einfach hier:

The Schweine mast go on

Tag des Schweins

 

 

 

Keinen Beitrag verpassen!

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Schreibe den ersten Kommentar

    Kommentar schreiben

    Aus rechtlichen Gründen erscheinen Kommentare nicht automatisch, sondern werden manuell freigegeben. Das kann etwas Zeit in Anspruch nehmen.

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert