Soweit ich zurückdenken kann, wasche ich mich. In den ersten Jahren meiner Zugehörigkeit auf diesem Planeten konnte ich diese zeitraubende und überflüssige Tätigkeit auslagern. Sinnlose Hygieneattacken meines tadellosen Körpers wurden für einige Jahre den wirklich spannenden und ungleich lustvolleren Beschäftigungen untergeordnet, um zum Beispiel mit dem Bagger vom Rand des Küchentisches wertvolle Schätze vom mit Brotkrumen und Wollmäusen übersäten Fußboden zu heben.
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Eineinhalb Dekaden später änderte sich die Sachlage. Zwischenzeitlich hatte ich die Körperpflege in einem länger andauernden Prozess selbst übernehmen müssen. Ich roch immer noch so frisch wie der junge Morgen. Stets umgab mich ein betörender Duft aus einer Mischung von Kernseife und 4711. Irgendwann, ohne Vorwarnung, betraten Mädchen mein Gehege. Leider konnte ich meine dreijährige Grundausbildung am Bagger nicht gewinnbringend einsetzen.
Barbara
Ich wurde damit konfrontiert, dass das weibliche Geschlecht in Sachen Körperpflege und den damit offenbar verbundenen Gerüchen eine völlig andere Ausbildung durchlaufen musste, als wir Baggerfahrer. Eine Grundsatzentscheidung nicht abzusehender Tragweite bahnte sich an. Bagger oder Barbara. Schweren Herzens entschied ich mich für Barbara. Durch sie lernte ich, dass frischer Duft sogar in den entlegensten Winkeln des männlichen Körpers Einzug halten sollte, ja, muss. Seit Barbara nutze ich Deo-Roller. Bis zum heutigen Tag.
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Es gibt linksdrehenden Joghurt. Veganes Mineralwasser. Japanische Rinder, die von Hand massiert werden und dabei Mozart hören. Kanzlerin Merkel sagt, dass wir den Diesel brauchen, um die Umweltziele zu erreichen. Ich bin ein gutgläubiger Mensch, aber irgendwann wird man doch skeptisch. So habe ich mir spaßeshalber die Ingredienzien auf Deo-Rollern angesehen. Dazu musste ich mir eine Lupe auf mein Handy herunterladen. Die Anzahl der Inhaltsstoffe auf einen Deo-Roller in normaler Schriftgröße abzudrucken hätte bedeutet, sich an der Größe eines ausgewachsenen Alaska Bären zu orientieren. Das einzige, was ich einigermaßen entziffern konnte, hieß Zitronenöl. Bei Alpha Isomethyl Ionone, Vitis vinifera seed extract oder theocromamacao cocoa habe ich kapituliert.
48 Stunden Frische
Moderne Deo-Roller, die etwas auf sich halten werben damit, dass sie auf Alkohol und Mineralöl verzichten. Sogar Aluminium wird nicht verarbeitet. Da alles schlagende Argument ist, dass viele Deo-Roller 48 Stunden Frische in der Achselhöhle versprechen, manche sogar 72 Stunden.
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Ich habe es ausprobiert. Es funktioniert. 48 Stunden. Das Problem ist der weibliche Teil der Bevölkerung, der mir nahe steht. Dieser vertritt eine komplett andere Auffassung und empfiehlt zusätzlich tägliches waschen. Um den Burgfrieden nicht zu gefährden, wurde auf eine Argumentation, die sich an der Verschwendung von Wasserressourcen orientieren sollte, nach sorgfältiger Prüfung, verzichtet. Ich bin ein Glücksfall für die Damenwelt.
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Neulich war ich auf dem Dachboden und sah den Bagger. Die gute, alte Zeit – aus und vorbei!
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