Heimat-Los

Heimatlos
© creative vision

Heimat existierte früher kaum. In der zweiten Klasse der Volksschule wurde Heimatkunde unterrichtet. Meine Erinnerung daran beschränkt sich auf einen Wandertag und das Kartografieren der näheren Umgebung. In den Nachrichten tauchten manchmal Vertriebene auf, um an ihre Heimat zu erinnern, die tief im Kommunismus gefangen war. Ansonsten fand Heimat nicht statt. Wir waren heimatlos.

Dann kamen Trends wie Vintage, Chabby Chic, Landleben, Urban Gardening – kurz die romantische Vorstellung vom einfachen Leben in einer hyperaktiven Umgebung. Da passte Heimat prima rein. Ein Rückzugsort in einer globalisierten Welt.

Das ist aber nicht der alte Begriff – wir reden hier über „Heimat 2.0“. Überall entstand irgendetwas mit Heimat. Heimathäppchen, Heimatfestival, Heimatküche, Heimatsport, Heimatzeitung, Heimatdesign oder wie in Lünen, ein Lokal namens Heimatgeschmack. Harmlose Emotionen für bessere Verkaufszahlen.

Dann kam das „Volk“

Das sahen einige völkische Beobachter anders und aktivierten „Heimat 1.0“. Historisch gesehen, war Heimat gleich Grundbesitz und wer keinen Boden besaß war heimatlos – mit wesentlich weniger Rechten. Und so sollte es wieder sein. Auf der einen Seite stehen wir mit der Heimat Deutschland und auf der anderen Seite die Heimatlosen, die uns die Heimat wegnehmen wollen.

Ziemlich gaga. Aber man sehe und staune – alle machen den Schwachsinn mit – Medien, Politik und Kultur. Überall wird diskutiert und gestritten, was Heimat ist. In München, Düsseldorf und Berlin gibt es sogar ein Heimatministerium, in dem niemand genau weiß, was dort zu tun ist. So beschränkt man sich auf das Stärken der Heimat, wo immer sie auch stecken mag. Wirklich schlimm wie sich halbwegs intelligente Menschen so vorführen lassen können. Wer dabei mitmacht, kann stolz darauf sein, die Demokratie wieder ein Stück mehr geschwächt zu haben.

Wenn es für völkische Populisten so einfach ist, Themen vorzugeben, die dann zum Allgemeininteresse erhoben werden, könnte es bald heißen: „Heimat macht frei“.

Fazit: Heimat – leider kein Gewinn.

PS: Stell dir vor, die Rechten geben Themen vor und keiner macht mit.

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