Kleinlünum im Widerstand

Wir schreiben das Jahr 2021 n. Chr. Lünetia ist eine Stadt im Herzen Westfaliens und Teil des europäischen Reiches, das von Kaiserin Vonderleynix regiert wird. Per Dekret verfügte die Herrscherin, dass in ganz vielen Orten Europas Tempo 30 eingeführt werden solle. Dies gelte ab sofort für alle Ein-, zwei-, vier- und Sechsspanner. Von 0 bis 24 Uhr.       

Präfekt Kleinefraunix

Der Präfekt von Lünetia, Jürgen Kleinefraunix, befehligte Technokratus Reekerix öffentlich zu verkünden, dass alle Gespanne nunmehr mit Tempo 30, statt mit 50, zu fahren haben. Es waren sechs Straßen davon betroffen. So machte sich Prokurator Reekerix auf den Weg und verkündete das neue Gesetz. Nach kurzer Eingewöhnungsphase fuhren die meisten Lünetier mit Ihren Gespannen ruhig und unaufgeregt durch die Stadt.

Kleinlünum

Widerstand gegen den neuen Erlass regte sich nur in Kleinlünum. Auf der Via Bebelia, über die Grenzen als bedeutender Handelsweg bekannt, sollte weiterhin 50 gefahren werden dürfen. So machte sich Prokurator Reekerix erneut auf den Weg, um den Dorfbewohnern von Kleinlünum den Erlass zu überbringen. Auf dem Marktplatz erklärte er zum wiederholten Mal die neue Regel.

Was tun, wenn’s brennt?

Die Kleinlünumer hörten schweigend zu. Sie ballten die Fäuste in ihren Taschen. Nichts und niemand sollte sie davon abhalten, weiterhin 50 mit ihren Gespannen zu fahren. Außerdem gab Braunix, Zenturio der Dorfunion-Süd, zu bedenken, würde es in Kleinlünum häufiger brennen und deshalb müsse die Feuerwehr Gas geben, damit sie zum Löschen nicht zu spät käme. Sein Stellvertreter Dindorolex schlug vor, dass Tempo 30 nur von 21 bis 6 Uhr gelten solle.

Skandal im Tempo-30-Bezirk

Es half alles nichts. Technokratus Reekerix ließ sich nicht umstimmen. Drei Tage später waren an der Via Bebelia überall Tempo-30 Schilder aufgestellt. Wenige Tage später beschmierten Kleinlünumer Legionäre nachts die Schilder mit schwarzer Farbe. Von Tempo 30 war nichts mehr zu erkennen. Ein Skandal. In der Präfektur schäumte man vor Wut. Kurzfristig mussten die Tempo-30 Lärmschutzschilder gesäubert werden. So konnte es nicht weitergehen. Es musste eine langfristige Lösung her.

Geheimsitzung im Kellergewölbe

In einer nächtlichen Geheimsitzung der Präfektur im Kellergewölbe beratschlagten Sebigbos Kleinefraunix, Technokratus Reekerix, die Hüterin des Geldes, Bettina Schotterina und Lünetias Stadtpädagoge, Müller-Passtnix, die Lage. Da hatte die Kleopatra der Knete, Bettina Schotterina, eine Idee…

Feiertag: Allerrasenden 

Wir bieten den Kleinlünumern an, dass wir von einer Bestrafung für die beschmierten Schilder absehen. Lünetia richtet sogar einen Feiertag ein, der nur in Kleinlünum gilt. Den Allerrasenden-Tag. Einmal im Jahr, immer am zweiten Freitag im September, dürfen alle Gespanne die Via Bebelia mit 100 Sachen rauf und runter brettern. Der Feiertag soll den Namen tragen: Allerrasenden. Als Gegenleistung halten sich die Kleinlümer  an die Tempo-30 Regel.

Dieser Vorschlag wurde von Präfekt Kleinefraunix und dem Trio Beigeordnix für gut befunden und einstimmig beschlossen.

Viva! Viva! Via Bebelia

Präfektur-Rhetorikus Claeßix machte sich auf den Weg und überbrachte die frohe Botschaft den Widerständlern. Die Kleinlünumerinnen und Kleinlünumer waren sprachlos. Nach zwei Sekunden brach ohrenbetäubender Jubel und Bravo, Bravo-Rufe aus. Einmal im Jahr freie Fahrt auf der Via Bebelia. Der Kommandeur der Kleinlünumer Dorfunion, Peterius Braunix, stimmte dem Deal sofort zu. Anschließend lud Rhetorikus Claeßix im Namen des Präfekten ganz Kleinlünum zu einem großen Festbankett auf den Marktplatz ein.

Kreis-Prinzipal Löhrix und Gemahlin Adrenaline

Und alle, alle kamen. Fraktionikus Töllix, Bäckerei Wulfenix, die stellvertenden Präfekte Hohlix und Wolix, Die Grünen, Kneiselix und Schächterix, Doktor Gillerix mit Gemahlin Dopamine, aus der Nachbarschaft Brambausien reisten Dahlix und Hofnagelix an. Martinus Püscheltnix höchstselbst kam im Arm mit Rüdigus Billix. Bäcker Kannix backte bis zum frühen Morgen Brot. Sogar Kreis-Prinzipal, Lord Löhrix mit Gemahlin Adrenaline, machte Lünetia zu später Stunde seine Aufwartung.

Bardin Conzenix von Cappenberg

Für das leibliche Wohl sorgte Stolzenhix mit fair geratenen Wildschweinen. Gastwirt Teschifix  versorgte alle mit kühlem Cerveza. Gefromix mixte Spitzlipperich mit Lüregano und mixte aus seinem flüssigen Sortiment einen Zaubertrank, der den Kleinlünumern übermenschliche Kräfte verleihen sollte. Aus Cappenberg brachte Bardin Conzenix ein Fass Cappenberger Tröpfchen mit. Dann spielte sie zusammen mit der Band Birdix bis in die frühen Morgenstunden nonstop flotten Oldie-Mix auf der Geige.

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2 Kommentare

  1. Lee Harvey
    20. November 2021
    Antworten

    Köstlich! Und wohlformuliert.
    Wenn doch alle Konflikte so einfach zu lösen wären!
    Übrigens: “Bäcker Kannix” made my day! *grinsesmiley*

  2. Anonymous
    21. November 2021
    Antworten

    Vielen Dank!
    Übrigens: Der Bäcker Kannix dafür..;-)

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